Manchmal werden wir von besorgten Eltern gefragt, warum wir den Kindern in der Kinderwelt nicht verbieten, ihre Muttersprache zu sprechen. Diese Eltern machen sich Sorgen, ob ihr Kind ausreichend
Deutsch lernt, wenn es im Freispiel mit seinen Freunden seine Erstsprache spricht. Wir können diese Ängste gut nachvollziehen, schließlich wird in der Schule ein ausreichender deutscher
Wortschatz erwartet. Auch wir motivieren die Kinder sich auf Deutsch zu unterhalten, in dem wir z.B. mitspielen, wodurch die Kinder meist von allein wieder in die deutsche Sprache wechseln.
Aber das Sprechen der Muttersprache zu verbieten, wäre ein fataler Fehler. "Mit der Erstsprache werden dem Kind Werte, Normen und Regeln vermittelt, die Ausdruck seines kulturellen Hintergrundes
sind. Der Erstsprache des Kindes in der Einrichtung Raum zu geben, bedeutet daher, ihm und seiner Familie eine Wertschätzung für seine kulturellen Hintergründe entgegenzubringen.
Es ist die Sprache, mit der es in der Familie aufgewachsen ist, die es emotional
an die Familie und frühe Eltern-Kind- Erfahrungen bindet. Seine Erstsprache zu
hören, gibt vielen Kindern ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit und hilft über manche befremdende und beängstigende Situation hinweg. Sie ist darüber hinaus eng mit seiner
Identitätsentwicklung verbunden:
In der Erstsprache hat das Kind gelernt „Ich" zu sagen. Es hat gelernt Bedürfnisse zu artikulieren und einzufordern und sich damit als eigenständige Person von den Eltern abgegrenzt. In der
Erstsprache hat das Kind damit „Meilensteine" auf dem Weg zu einer eigenständigen Persönlichkeit hinter sich gebracht. Vertrauensfördernd ist es daher für viele Kinder, wenn die Erzieherinnen
sich wichtige Wörter in deren Erstsprachen aneignen. Dem Kind zu verbieten, in seiner Erstsprache zu sprechen, bedeutet, ihm einen Teil seiner Identität und damit seines Selbstwertes zu nehmen."
(R.Fuchs, C. Siebers, Sozialpädagogisches Institut NRW: Sprachförderung von Anfang an)
Empfehlungen für Eltern:
Eltern sollten ihre Kinder in der Sprache unterstützen, die sie am besten beherrschen. "Da der Zweitspracherwerb besser verläuft, je mehr Kompetenzen in der Erstsprache vorhanden sind,
unterstützen die Eltern, die in ihrer
Erstsprache mit den Kindern sprechen, nicht nur die Erstsprache ihrer Kinder. Sie tragen sozusagen „indirekt" auch dazu bei, die Zweitsprache Deutsch der Kinder zu fördern.
Eltern können außerdem den Kindern ein Vorbild beim Erlernen der deutschen Sprache sein, indem sie selbst einen Deutschkurs besuchen. Auch können Eltern und Kinder in dieser Phase des
Spracherwerbs sich gegenseitig deutsche Wörter beibringen, indem sie beispielsweise in einer Art Ratespiel beim Kochen oder beim Spaziergang Gegenstände in Deutsch und in der Erstsprache
benennen.
Die Umgangssprache sollte jedoch weiterhin diejenige bleiben, in der die besten Sprachkompetenzen vorhanden sind." (ebd.)
Wenn Sie als bilinguale Eltern wissen möchten, wie Sie ihr Kind am besten sprachlich fördern können, können Sie sich hier eine Informationsschrift des Staatsinstitutes für Frühpädagogik zum Thema "Wie lernt mein Kind 2 Sprachen- Deutsch und die Muttersprache" in 16 Sprachen herunterladen.